Ein absolutes Blasmusik-Highlight
Uttenweiler - Ein Konzert der Sonderklasse hat die Kreisjugendmusikkapelle (KJK) Biberach am Samstagabend in der Festhalle in Uttenweiler gegeben. Mit sinfonischer Blasmusik auf höchstem Niveau begeisterte das Auswahlorchester des Landkreises die gut 700 Konzertbesucher in der voll besetzten Halle. Mit prächtiger Klangfülle, feiner ausgefeilter Dynamik und virtuoser Spieltechnik gaben die jungen Musiker der KJK ein grandioses musikalisches Zeichen ihrer Leistungsstärke. Einstudiert wurde das Konzert vergangene Woche in Hirschegg im Kleinwalsertal.Den Konzertreigen eröffnete die KJK unter Leitung von Musikdirektor Tobias Zinser mit der klassischen „Akademischen Festouvertüre“ von Johannes Brahms. Mit Staccato-Achteln der Klarinetten im Tempo Allegro begann das freudig wohlklingende Konzertwerk. Nach einer schwermütigen Melodie übernahmen strahlende Trompeten in einem choralartigen Satz. Immer wieder waren die Melodien bekannter Burschen- und Studentenlieder musikalisch aufgearbeitet und zu hören. Auch „Gaudeamus igitur!“, das Lied aller Studentenlieder.
Sinfonische Sequenzen stellte Stefan Schwalgin bei „Also blus das Alphorn heut“ aus Brahms Feder zusammen. Nach einem Paukenschlag erklangen teils schwermütige, langsame Melodiebögen und berührende Akkordfolgen mit alpinem Charakter. Brahms wurde in den Schweizer Bergen durch eine in der Ferne erschallende Alphornmelodie zu dieser Komposition inspiriert.
Mit Vogelgezwitscher und allerlei auf verschiedenen Instrumenten erzeugten mystischen Tönen begann das Stück „Impressions of Japan“. Einen wunderschönen frühen Morgen am japanischen Meer drückten die Musiker dabei im ersten Satz aus. Mit donnernden Trommeln und wild ineinanderlaufenden Melodien porträtierten sie den Geist einer Feier am berühmtesten Tempel in Tokyo.
Feuriges Spiel
Seine ganze musikalische Bandbreite zeigte das Orchester bei „El Camino Real“. Bei den lateinamerikanischen Elementen glänzten die Musiker mit brillanter Technik, heißen Rhythmen und feurigem Spiel. Musik aus Kuba und Mexiko gab es bei „Danzón No. 2“. Eigenwillige Melodien, Rhythmen und Taktarten liefen wild, aber gekonnt ineinander. Wunderschöne Melodien gab es bei der Filmmusik „How to train your Dragon“ aus dem Animationsfilm „Drachen zähmen leicht gemacht“. Viele Solostellen, effektvolle Dynamik und energiegeladene Musik ertönte bei diesem abwechslungsreichen Stück.
Mit „Sax, Wind & Funk“ hatte die KJK auch eine Uraufführung von Stefan Schwalgin im musikalischen Gepäck. Bei dem im amerikanischen Big-Band-Sound erschallenden Medley wurden die drei großen Hits „September“, „Spinning Wheel“ und „Birdland“ verarbeitet. Die zehn Saxofonisten der KJK hatten dabei im Vordergrund stehend ihre eigene Bühne. Der Komponist hatte ihnen bei dem Rockmedley eine solistische Rolle eingeräumt, da der Ton des Saxofons dem menschlichen Gesang am nächsten kommt.
Mit dem von Siegfried Rundel bearbeiteten „Florentiner Marsch“, fand ein phänomenales Konzert sein Ende. Gleichzeitig wurde damit an den zehnten Todestag von Siegried Rundel, dem die Blasmusikwelt und die KJK viel zu verdanken hat, erinnert.
„Das was die KJK heute geboten hat, war wieder einmal symphonische Blasmusik auf allerhöchstem Niveau“, schwärmte Landrat Heiko Schmid in seiner Dankesrede als Vorsitzender der KJK. „Mit einem beeindruckend vielfältigen Programm, mit einer ausgewogenen Klangfülle und einer großartigen Perfektion“, so Schmid weiter. „Danke für die Kraft der Musik, die wir heute gemeinsam erleben und spüren durften. Ich bin stolz auf euch wie ein Vater auf seine Kinder“.
Frenetischer Applaus entlockte dem Orchester zwei Zugaben. Der in KJK-Version erklingende „Castaldo-Marsch“ wurde als nachträgliches Geburtstagsständchen für den ehemaligen Betreuer der KJK, Gerhard W. Schust, gespielt. Das Deep-Purple-Medley widmete Dirigent Tobias Zinser dem Landrat. Altlandrat Wilfried Steuer, der als Gründervater der KJK gilt, dirigierte danach den „Kreismarsch“ für seine Oberschwäbischen Landsleute.
Das Orchester glänzte durchweg mit hervorragendem Klang, technischer Brillanz und rhythmischer Genauigkeit. Bei den Konzertbesuchern gab es nur eine Meinung: ein absolutes Blasmusik-Highlight. Bestens zufrieden war auch Dirigent Tobias Zinser mit seinen Musikern. „Das war echt ein tolles Konzert. Es hat mir vom ersten bis zum letzten Stück wirklich Spaß gemacht, mit den Jugendlichen zu musizieren. Hut ab für diese gute Leistung heute Abend“.
„Es ist immer wieder toll, die vielen richtig guten Musiker aus unseren Vereinen beim Konzert der KJK zu hören“, sagte Kreisverbandsdirigent Bernd Biffar. „Man sieht und spürt das gute Miteinander in diesem Orchester, das über viele Jahre zusammengewachsen ist und eine Einheit bildet. Die Verbindungen und Vernetzungen, die hier durch die Musiker entstehen, halte ich für unsere Musikvereine elementar wichtig“.
Quelle: Schwäbische Zeitung vom 29.04.2019 - Gerhard Rundel